Hier gehts um mein Verhältnis zu Linux im Allgemeinen und Besonderen. Die Erfahrungen sind persönlich und wohl auch sehr subjektiv.
Mein erster Kontakt zu Linux war mit SuSe-Linux in einer 4.4-Version. Da gab es ein dickes Handbuch und einen Haufen Disketten. Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich damals gerade OS/2 wieder ad acta gelegt, und Windows NT war meine Arbeitsumgebeng in der Firma und privat. Über eine Testinstallation bin ich nicht hinaus gekommen, aber Linux lief einige Zeit, kaum benutzt, als zweites System im Dual-Boot-Modus. Das und Yast fand ich schon recht ansprechend.
Mit der 6er Version und "schnellem" Internet (128 kbit/s mit ISDN) wurde Linux für mich langsam interessant. Das war die Zeit des Umstiegs von Windows NT zu Windows 2000. Die Kde-Oberfläche war sehr Windows-ähnlich, der Doppelklick auf die Icons gewohnt, und eine Office-Suite, der gewohnte Browser "Seamonkey" und mit "bluefish" ein HTML-Editor vorhanden. Da aber Linux nicht alles konnte, was ich so brauchte (z.B. Lohnsteuer machen), blieb das Dual-Boot-System noch erhalten. Nach der Anschaffung eines Laptops, um nicht immer einen ganzen PC-Arbeitsplatz an meinen Urlaubsort mitschleppen zu müssen, stieg ich privat endgültig auf Linux um. Windows XP lief nur noch auf dem Laptop (Urlaub und Lohnsteuer), Linux bekam ich darauf wegen Speichermangel und zu kleinem Bildschirm nicht ordentlich zum Laufen. Nach einigen Jahren erfolgreichen Betriebs hat sich SuSe-Linux selbst den Todesstoß versetzt. Nach einem Update waren auf meinem Rechner die Icons weg. Das konnte ich zum Glück beheben. Nach dem nächsten Update waren sie zwar noch da, ließen sich nicht mehr benutzen. Das wars dann für mich mit SuSe-Linux.
Zu Ubuntu bin ich zunächst in der Firma gekommen, weil keiner der Kollegen sich mit dem (zugegeben) nicht standardkonformen SuSe-Linux herumschlagen wollte. Da wir damals für Rechner mit ziemlich kleinen Displays entwickelt haben, fiel der Unity-Desktop gleich weg. Über Kubuntu und Lubuntu (wegen Desktop und geringstem Speicherverbrauch) hat sich für mich letztlich Xubuntu durchgesetzt. Den Gnome-Desktop fand ich mit seinen schwebenden Menüs von Anfang an, sagen wir mal, unhandlich. Ich hab es lieber, wenn alles da bleibt, wo es ist.
Mit Xubuntu habe ich einige Jahre sehr angenehm gearbeitet, allerdings auch mit dem einen oder anderen Problem. Das Einrichten einer neuen Installation an meine Bedürfnisse wurde mit der Zeit immer aufwendiger, da auch hier immer wieder mal das Bedienkonzept und das Aussehen des Desktops geändert wurden. Und gerade im Berufsalltag kostet das Umlernen wegen eines bloßen Updates Zeit, die man nicht hat. Auch sollten möglichst viele Programme ein Pendant unter Windows haben, oder noch besser für beide Umgebungen zur Verfügung stehen. Mein Entwickleralltag erforderte halt den dauernden fliegenden Wechsel zwischen den Welten. Inzwischen ist eine Liste von Programmen und Einstelloptionen entstanden. Mit deren Abarbeitung kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Daß da auch drei Kde-Programme drauf sind, liegt in der Natur meiner Faulheit. Krusader unter Linux und Total Commander unter Windows sind durch nichts zu ersetzen, der Komfort ist einmalig. Gwenview ist einfach eine Angewohnheit. Und Gparted brauche ich immer wieder mal für die Raspberry Pis. Was mir (und nicht nur mir) sauer aufgestoßen ist, ist die sich immer tiefer einnistende Verwendung von Snap. Es ist ein Platzfresser und die Programme starten im Vergleich zur direkten Installation extrem langsam. Zudem ist Snap eine proprietäre Anwendung von Ubuntu und widerspricht damit dem Grundgedanken von Linux. Für distributionseigene Anwendungen (wie Yast bei SuSe) mag sowas angehen, aber nicht für allgemeine Anwendungen. Zum Glück lies sich Snap mit wenig Aufwand aus dem System entfernen. Seit der Version 22.04 sieht das anders aus, da immer mehr Programme schon bei der Erstinstallation des Systems als snap-Paket installiert werden (sollen). Nachtrag : das stimmt zum Glück so nicht (s. Dritter Anlauf (30.8.2022)). Nachdem sich unter 22.04 der Krusader nicht mehr (auch nach Befolgung vieler Anleitungen aus dem Netz) in den Administratormodus versetzen ließ und Xampp meine lokalen Verzeichnisse trotz korrekter Rechtevergabe nicht lesen konnte, reifte der Entschluß, Ubuntu den Rücken zu kehren. Weitere unangenehme Sachen (die aber letztendlich nicht direkt auf Ubuntu zurückzuführen sind) brachten das Fass zum Überlaufen.
Mit Arch Linux kam ich mit meinen ersten Rapberry Pis in Kontakt. Ich brauchte grundsätzlich nur ein headless System, kompakt und ohne Anwendungen. ArchArm bot mir das, und händisches Einrichten war mir durch meine Berufstätigkeit (und Ubunuu, s.o.) geläufig. Als nach dem ersten Durchgang der zweite RasPi anstand und ich mir alles wieder im Netz zusammensuchen musste, habe ich zuerst ein Protokoll geschrieben und das dann, der einfacheren Erreichbarkeit halber, auf eine Webseite gepackt.
Versuche mit Mageia verliefen auf dem Laptop eher negativ. Die Life-Version war vielversprechend. Nach der Installation des Systems gab es wiederholt und reproduzierbar nur einen blinkenden Strich auf schwarzem Bildschirm. Das war unabhängig von der Verwendung von UEFI oder Legacy Bios.
Die Manjaro-Distibution hatte ich immer im Hinterkopf als verbreitet abgelegt, aber nie probiert. Schließlich war es der Nachbarssohn, der mir über sehr gute Erfahrung damit berichtete. Also probierte ich die Life-Version mit Erfolg aus. Zuerst installierte ich Majaro auf einem Reserve-Rechner. Nach dem ersten guten Eindruck kam ziemlich schnell Ernüchterung auf. Der Krusader konnte plötzlich nicht mal mehr SFTP, den Rest habe ich dann, auch weil ich auf diesem Rechner nur ein Backup ablegen und Hunderte GigaByte in ein .tar.gz Archiv verpacken wollte, nicht weiter verfolgt.
Ende April 2022 wurde mir Xubuntu 18.04 langsam, wegen des Alters, zu unsicher. Und zu Arch Linux wollte ich, schon wegen des Updates in Form von Rolling Releases, ja eigentlich schon lange. Also sicherte ich noch ein paar Konfigurationsdateien und das Thunderbirdverzeichnis. Sämtliche Daten liegen bei mir schon lange (seit Windows-Zeiten) auf einer eigenen Platte, die automatisch gemountet wird. Die Neuinstallation lief gut, keine Reste mehr von Xubuntu. Dank meiner Kladde waren die wichtigsten Programme schnell installiert und ein paar Einstellungen für den Komfort erledigt. Brave funktionierte gut, also stand das wichtigste Instrument zur Verfügung. Und dann die Ernüchterung: Atom startet nicht, Krusader kann kein SFTP, meine Makefiles funktionieren nicht mehr (0k, meine eigene Schuld, ich hatte die gcc-Version festgelegt), XAMPP geht auch nicht, LibreOffice fehlt ... Ende Manjaro - zurück zu Xubuntu :-( Das Ergebnis steht oben.
Durch die beiden vorigen Installationen (Manjaro und Ubuntu) hatte ich schon einige Favoriten zu den auftretenden Problemen mit meinen bevorzugten Programmen gesammelt und wagte mich nochmals an Manjaro. Diesmal lief die Installation problemlos. Libreoffice und ein paar andere Programme waren schnell installiert, die zweite Platte eingehängt, XAMMP funktionerte wie gewohnt. Krusader und Atom machten wieder Probleme, deren Lösung mir aber gelang. Abgesehen von einigen noch fehlenden optischen Einstellungen bin ich jetzt mit Manjaro auf dem gleichen Zufriedenheittsstand wie mit Xubuntu bis vor ein paar Monaten.
Ein Update einer NVIDIA-Bibliothek hat die komplette Grafikoberfläche zerstört, der X-Server läuft nicht mehr hoch - Ende Manjaro, die Dritte.
Diesmal lief die Installation, weil es wegen einer wichtigen Videokonferenz schnell gehen musste, ziemlich daneben.
Durch einen Tippfehler in der mirrorlist
standen die Pakete aus dem originalem Archlinux nicht zur Verfügung. Das hatte unangenehme und teilweise verheerende Folgen, da einige Programme aus dem AUR installiert wurden. Die funktionierten mal gut, andrere eher schlecht bis gar nicht. Und einige ließen sich nicht mal bauen. Ein paar Überreste machten mir das Leben schwer, weil ich sie nur mit erheblichem Aufwand wieder loswerden konnte.
Atom musste ich schließlich - eher widerwillig - als Flatpack installieren. Das Ergebnis war aber, nachdem ich das Verzeichnis mit der Konfiguration gefunden hatte, sehr zufiedenstellend.
Trotzdem ist diese Installation unbefriedigend und wird wohl demnächst nochmal erneuert.
In der Basisinstallation fehlen viele wichtige Programme. In den Archlinux-Repos sind zwar deutlich mehr zu finden, aber oft genug gibts Wünschenswertes nur im AUR. Diese Sachen reichen dann aber von "geht so" über "keine Funktion" bis "nicht mal installierbar".
Insgesamt finde ich Archlinux schlecht ausgestattet und Manjaro als Distribution obendrauf fehleranfällig und noch schlechter in der Ausstattung. Mir fehlt einfach der Komfort großer Distributionen.
Also wars das mit Manjaro. Vielleicht komme ich in ein paar Jahren wieder mal zurück, wenn die Einrichtung erleichtert ist.
Nachtrag : Nachdem zwei offenbar für das System notwendige Pakete in einer Updateschleife steckten, habe ich sie schließlich gelöscht. Es gab dabei zwar jeweils einen dezenten Hinweis, daß sie für irgendwelche anderen Programme nötig seien, aber entfernt wurden sie ohne weiteres. Anschließend blieb das System nach dem Neustart ohne X-Server stecken. Nach dem zweiten Neustart dann auch ohne Tastatur. Die wichtigen Daten hatte ich noch retten können.
Jetzt gibts also doch Xubuntu, in der Version 22.04.
Die Testinstallation auf der eigentlich als Datenplatte vorgehaltenen Festplatte lief zwar langsam, das Ergebnis war aber dennoch vielversprechend.
Auch der zweite Versuch landete noch auf der falschen Platte. Aber es war auch einige Arbeit mit gparted
nötig, um das entstandene Partitionsdurcheinander aufzudröseln.
Also kein allzu großes Malheur - und eigentlich ja meine eigene Blödheit.
Diesmal habe ich die Partitionen richtig verteilt, die Installation lief problemlos durch.
Snap war schnell entsorgt (und damit auch Firefox), das Ergebnis macht keine Probleme.
Meine Datenpartition ließ sich wieder einbinden, dank ausführlichen Protokollen der letzten Xubuntu- und Manjaro-Installationen waren auch (fast) alle mir wichtigen Programme zügig wieder vorhanden. Nur die Titelleiste der Fenster war plötzlich verschwunden. Ich muss da wohl irgendwas versehentlich verstellt haben. Gefunden habe ich es letzlich durch intensives Einstellungs-Raten. Die Titelleiste war auf 100% transparent gestellt. Das konnte ich dann leicht korrigieren.
Krusader wechselt per Default nicht in den Systemverwaltungmodus. Das ließ sich aber nach kurzer Recherche programmkonform lösen. Atom konnte ich mit dem .deb-Paket von seiner Webseite problemlos installieren. Ein paar nervige Kleinigkeiten resultierten immer aus Versäumnissen meinerseits (vergessene Zugriffrechte u.ä.).
Mal sehen, wie sich das Ssytem im Lauf der Zeit anfühlt - bis jetzt läuft alles zufriedenstellend.
Nachdem sich Canonical mal wieder unbeliebt gemacht hat - ob zu recht, will ich nicht beurteilen - habe ich mich entschlossen, es mal direkt mit Debian zu probieren. Ein Kriterium dafür ist, daß das nonfree-Repo seit kurzem im iso-Image enthalten ist, so man das möchte. Außerdem kenne ich apt
ja schon aus Ubuntu-Zeiten und ein XFCE-Flavour ist auch vorhanden.
Was soll also schief gehen?
Touchpanel tat nicht wie gewohnt, und Software oder Updates waren nicht zu erreichen - ohne Fehlermeldung. Beim Einstellen der WiFi-Schnittstelle fiel endlich der Groschen - es gab keine und es war auch keine einreichbar. Die "Firmware" fehlte. Nach langen Suchen - ich mache ja keine Fehler ;-) - nach dem fehlenden nonfree-Repo fiel mir endlich auf, daß ich das falsche Image herunter geladen hatte :-(
Mit dem richtigen Image - mit nonfree - lief die Installation reibungslos. Updates waren problemlos einspielbar. Software über Synaptic
einzuspielen war noch etwas gewöhnungsbedürfig, klappte aber recht schnell recht gut. Ein paar Programme kamen dann noch über apt
direkt hinzu, einige konnte ich auch entsorgen - was brauche ich vier verschiedene Terminals?
Mit der Konfiguration von XFCE hatte ich mich ja schon bei Majaro herumgeschlagen und zum Glück alles protokolliert. Das richtige Theme und die gewüschten Icons sind Standart-Sachen und schnell geholt. Ein paar kleine Schwierigkeiten waren eher meiner Huhdelei als Debian an sich zuzurechnen. Krusader und QT ließen sich auch zügig zur Mitarbeit bewegen, ebenso Brave und Pulsar und die gcc-Suite sowie git und ssh.
Nach zwei Tagen "Normalbetrieb" fühlt sich jetzt alles an wie immer. Bis jetzt also ein erfolgreicher Umstieg.
Nach drei Wochen habe ich Debian wieder aufgegeben.
Es funktionert zwar gut. Aber als ich mir die installierten Programmversionen angesehen habe, bin ich aus allen Wolken gefallen. Selbst bei so wichtigen Sachen wie Libreoffice oder gcc sind das Uralt-Versionen, bei dernen schon Dutzende Sicherheitprobleme aufgetreten sind und korrigiert wurden.
Weitere Repositories mit "aktueller" Software hinzuzufügen hat leider nicht funktioniert. Der Fehler lag wahrscheinlich bei mir. Aber die einzige Anleitung, die ich finden konnte, habe ich meiner Meinung nach korrekt befolgt (Copy und Paste der angegebenen Befehle).
Updates kamen in den drei Wochen nur für den Brave Browser - dessen Repository habe ich händisch hinzugefügt.
Ein stable-Release hat sicherlich Vorteile, und das Einbinden den nonfree-Repositories macht die Installation für den Laien deutlich einfacher. Andererseits halte ich es für nicht so toll, daß selbst Sicherheitsupdates gegen kritische Fehler nicht eingepflegt werden. Das widerspricht meinem Verständnis der Linux-Philosophie.
Endeavour OS habe ich ausprobiert, weil ich ein auf "rolling release" basierendes Linux haben wollte, Mit Arch Linux habe ich auf den Raspberry Pi's gute Erfahrung gemacht. Mit Manjaro allerdings nicht (s. o.).
Ich installierte die aktuellste XFCE-Version. Das ging zügig von der Hand, wenn ich es auch nicht geschafft habe, eine Vorauswahl an Softwarepaketen zu treffen. Der Vorgang war mir zu umständlich bzw. ich habe es nicht so recht verstanden.
Das Anpassen der Softwareauswahl war dann nach Abscluß der Installation nicht mehr schwierig, auch das Setup des Desktop erforderte nur wenig Nachschau im Netz (keine Endeavour- oder Arch-spezifische Probleme).
Ich habe Endeavour OS (und Arch Linux im Allgemeinen) allerdings wieder verworfen nachdem ich den Brave Browser installieren wollte. Arch Linux wird dort nicht "native" unterstützt. In den Arch Linux Repositoies ist er auch nicht zu finden, verlangt ja auch keiner. Im AUR bin ich fündig geworden - gleich fünf Mal. Die neueste Version lag gegenüber der letzen Veröffentlichung des Original schon zwei Releases zurück. Und die Qualität der Pakete im AUR ist so unterschiedlich, daß ich mir das eigentlich nicht antun wollte. Ich habs trotzdem gemacht und es hat einwandfrei funktioniert :-)
Arch Linux an sich finde ich toll. Auch die Arbeit, die in die AUR-Pakete inverstiert wird respektiere ich. Ich weiß aus eigener Erfahrung wieviel Aufwand hinter einem einzigen Programm stecken kann (ich programmiere als Profi und privat). Andererseit schwankt die Qualität der AUR-Pakete zwischen super gut und grottig. Über ein einziges AUR-Paket habe ich mir auch schon ein Manjaro komplett zerschossen. Ein paar Sachen, die ich auf dem Desktop unbedingt haben will sind leider nur über das AUR zugänglich. Sei es, weil der Entwickler Arch Linux nicht native unterstützt, sei es weil sie für die normalen Arch Linux Benutzer einfach zu unwichtig sind.
Deswegen werde ich Arch Linux-basierte Distributionen auch in Zukunft ab und zu ausprobieren. Aber z.Z. habe ich noch nichts für mich passendes für den Desktop gefunden-